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18.11.10 19:14  Moderne Kreuzzüge der Medien
Meinung
Die Kreuzritter des
medialen Zeitalters
Moderne Kreuzzüge der Medien
Wie die Medien, trotz vermeintlicher Objektivität, einen heiligen Krieg gegen den Islam führen

Europa hat eine lange Geschichte von Religion und Missverständissen hinter sich. Die ultimativen Spitzen der religiösen Unvernunft bildeten sich einst in den Kreuzzügen und später dann in der Initiierung von Inquisition und der Verfolgung von vermeintlichen Hexen, auch als Geliebte Satans bezeichnet. Der Vorwurf entstand aus dem Glauben, die sogenannten Hexen würden sich in einer auch sexuellen Verbindung zu Luzifer befinden, aus der sie ihre fundamental reine Bösartigkeit und die Fähigkeit zur Verwünschung von armen Gläubigen und deren Vieh, Ernte und in letzter Konsequenz deren Gesundheit hatten.
Gott war der Auftraggeber und die Mitglieder der Inquisition seine Rächer in der Not, die Tod und Leid über die bringen sollten, die zuvor Tod und Leid über die anderen gebracht hattten. Dass sich all die Grausamkeiten, von Folter über Hexenprozesse, nur deshalb so manifestieren konnten, weil die Kirche ihre Macht bewahren wollte, stellte sich im gesunden Menschenverstand des Mittelalters nicht ein.

Der Papst als Sinnbild der Sünde

Wenn man heute über diese Zeit nachdenkt kommt man schnell zu dem Schluss, dass solche Entwicklungen eigentlich schon im Anfang ihres Entstehungsprozesses in einer charakteristischen Blasphemie hätten implodieren müssen. Denn wenn Gott auf der einen Seite einst die Menschen erschuf und bereits in den 10 Geboten steht, dass man nicht töten darf, so ist es unvorstellbar, dass gerade jene Institution, die ihr gesamtes Recht auf Existenz aus eben diesen Lehren zieht, auf der anderen Seite genau so handelt wie es die Quelle ihrer Existenz eigentlich verabscheut. „Du sollst Petrus der Fels sein, auf dem ich meine Kirche bauen werde“, gilt als Gründungsmoment der katholischen Kirche. „Du sollst keine Götter neben mir haben“, heißt es ebenfalls in den Schriften die Moses einst erhielt.

Und doch entwickelte man einen neuen Gott, das goldene Kalb, auch bekannt als die katholische Kirche. Der Papst als Sinnbild der Sünde. Gleichgültig ob man an die Passion und die Geschichte Jesu Christi glaubt. Jede Gesellschaft ist in ihrer Meinung formbar, sollten sie noch so gläubig oder ungläubig sein, egal ob Mann oder Frau, Sohn oder Tochter, generationsübergreifende Manipulation ist das Stichwort. Wie damals, so auch heute.

Der Krieg gegen den Terror

Der 11. September 2001 veränderte unsere Gesellschaft grundlegend und formte sie zu einer neuen, anderen Gesellschaft. Denn die Folgen für uns alle sind verheerend. Nicht nur, dass die Angst vor dem Terror der Diener Gottes unter dem Ausruf „Allahu Akbar“ (Allah ist Groß) keine Grenzen mehr kennt, sondern in ihrem transportierten Grauen immer weiter ausgedehnt wird. Auch die Folgen für die gläubigen Muslime der Welt, die zweitgrößte Religion nach dem Christentum, sind auf ihre Weise schmerzhaft. Denn wie kann eine friedliche Religion so stilisiert werden, dass sie bei ihrer bloßen Nennung Ängste schürt? Wie kann sich Frieden zu Krieg wandeln? Und warum braucht es nur ein paar Jahre, um den Islam plötzlich als Feind der Welt zu betrachten?

Die Antwort liegt vor allem in Insitutionen, die die Inquisition früher gerne für sich verwendet hätte: die Medien. Denn George W. Bushs Ankündigung des „Kriegs gegen den Terror“, der sich beispielsweise im „Patriot Act“ wiederfindet, hat in kürzester Zeit eine ganze Welt mobilisiert. Ein paar Attentäter attackieren im Namen Allahs das einflussreichste Land der Welt und versetzen den USA einen Dolchstoss der sich gewaschen hat. Ungeachtet der Tatsache, dass sich die USA immer schon in die politischen, kulturellen und religiösen Angelegenheiten von Ländern einmischten, die nicht in das Weltbild des amerikanischen Großreichs passten.

Auch ungeachtet der Tatsache, einerseits Geschäfte mit fragwürdigen Charakteren, beispielsweise des Nahen Ostens, zu tätigen, um sie dann hinterrücks niederzustechen. Sadam Hussein ist nur eines von vielen Beispielen, wie ein einstiger Verbündeter oder zumindest Sympathieträger der USA, in diesem Fall des Golfkriegs, plötzlich zum Hassobjekt einer Nation wird, die zwar zum einen ihre gesamte Macht nur mit Gewalt erringen konnte und andererseits aber die Gewalt anderer aufs Schärfste verurteilt. Und auch ungeachtet der Tatsache, dass im Namen Allahs und des Islam einen Krieg zu beginnen ebenso widersprüchlich ist, wie die Inquisition es einst zu den zehn Geboten war.

Allahu Akbar und aus

Diese, in sich geschlossene, Widersprüchlichkeit schien der Großteil der Menschen nicht zu bemerken, als der Krieg gegen den Terror aus den Hallen des weißen Hauses erklang und sich über den gesamten Planeten wie eine warme Decke des Hasses legte. Es hätte gereicht, die Pläne George W. Bushs offiziell stark zu hinterfragen, den Sinn hinter seinem Tun gegen die potentiellen Folgen abzuwiegen und zwar unvoreingenommen. Doch stattdessen konzentrierten sich die Medien, zumindest ihrer Meinung nach, in erster Linie auf ihren Informationsauftrag und trugen die Hasstiraden eines George W. Bushs in die Welt, und das nicht objektiv, sondern gekoppelt mit Geschichten der Überlebenden des 9/11, oder gekoppelt mit den Erzählungen der Hinterbliebenen, die vor laufenden Kameras, unter Tränen, die Bilder ihrer Verstorbenen der ganzen Welt zeigten.

Wurde vom Islam gesprochen oder geschrieben, so wurde die Berichterstattung immer auch mit Bildern von böse dreinblickenden, maskierten Gotteskriegern aufgepeppt und wenn man von Osama bin Laden sprach, so zeigte man ihn meist in herrischer Pose eines Racheengels, der mit Waffe und Blutdurst die Erlösung predigt. Die Medien sprangen auf den Krieg gegen den Terror an und heute stellt sich der gemeine westliche Bürger bei dem Begriff des Islams keine Religion, keinen Frieden, keine Kultur und fundierte Geschichte mehr vor, sondern er sieht vor seinem inneren Auge nur noch maskierte Menschen mit russischen AK 47 vor sich, die nur darauf warten zu schießen oder die am Körper befestigten Bomben zu zünden um den „Ungläubigen“ den Tod zu bringen. „Allahu Akbar“ und aus!

Aus Allahs zufriedenen Händen

Natürlich darf man den Aspekt nicht außer Acht lassen, dass von manchen Menschen eine ernsthafte Gefahr ausgeht. Ob es die Wut auf eine Mohammed-Karikatur ist, die etwa 200 Menschen bei Ausschreitungen das Leben kostete oder der Versuch eines jungen Mannes aus dem Jemen ein amerikanisches Flugzeug zu sprengen, um so ins Paradies zu gelangen und dort seinen Lohn, in der Gestalt von 72 Jungfrauen aus Allahs zufriedenen Händen zu empfangen. Solche Begebenheiten wirken sich natürlich alles andere als positiv auf das internationale Bild des Islam aus.

Auch natürlich ist es, als Medium über solche Vorkommnisse zu berichten, nachzurecherchieren und den Rezipienten zu informieren. Wenn sich heute ein Spiegel-Redakteur in den tiefsten Jemen begibt, dann ist es auch genau das was er tun soll. Wenn ein Kamerateam in die tiefsten Al Quaida - Provinzen vordringt, um dort Gesprächspartner zu besuchen, die jedem normalen Bürger den Angstschweiß auf die Stirn treibt, so zeugt das von einer medialen Tätigkeit, die in ihrer Ausführung den größten Respekt verdient.

Doch eine Tatsache vergessen die Medien leider. Wenn es um Al Quaida geht, dann geht es um eine terroristische Vereinigung die in ihrer Wut im Namen Allahs tötet. Ähnlich einer RAF die im Namen der Freiheit Angst und Schrecken verbreitete, oder ein Ku Klux Klan, der im Namen der weißen Rasse und der Vereinigten Staaten von Amerika farbige Bürger an Bäumen aufknüpfte und seltsam anmutende Riten unter brennenden Kreuzen als eine Art rassistische Messe zelebrierte. Bei all diesen Gruppierungen stellten sich die Medien in erster Linie die Frage nach der Gruppe selbst und nicht nach ihrer vermeintlichen Quelle des Hasses.

Den Islam, nach dem WTC-Attentat so in die Kritik zu nehmen wäre als würde man die USA oder alle weißen Menschen in die Kritk nehmen, weil sich ein KKK entwickelt hat, oder man würde die beiden Grundprinzipien von Frieden und Freiheit in Frage stellen, nur weil sich eine RAF einst darauf berief. Doch was einem fremd ist, macht einem Angst. Frieden und Freiheit ist einem aber ebenso bekannt, wie eine weiße Hautfarbe oder die USA mit ihrem endlos transportierten Traum vom „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“.

Die Angst vor dem Unbekannten

Der Islam, und das ist auch der Grund für seine Opferrolle, ist den mittlerweile größtenteils ungläubigen Menschen der westlichen Welt jedoch unbekannt und genau deshalb findet momentan ein medienübergreifendes Progrom gegen diesen statt. Denn der Rezipient ist nicht nur Konsument, sondern auch Sender. Und der westliche Konsument will keine Bilder vom friedlichen Islam sehen, der nichts mit Terror zu tun hat. Denn das ist es, was ihm mittlerweile fremd ist. Es passt nicht mehr in die engstirnige Welt des Otto-normalen Westrezipienten, dass die zweitgrößte Religion der Welt friedlich ist. Nicht weil er sich jemals enger mit ihr befasst hat, denn eben das hätte er tun sollen, sondern weil die Medien seit 9/11 ein Konstrukt des Islam erschufen das mehr von Gewalt strotzt als alles zuvor Dagewesene, und jeder bekam es zu sehen, zu hören und zu lesen.

Spricht man von einer Moschee, stellt sich der vermeintliche Journalist die Frage ob dort wohl der Keim für ein Terrornetzwerk sprießt. Spricht man von einem Muslim, so will man wissen, ob dieser Gläubige vielleicht auch gleichzeitig Extremist ist. Und spricht man in der letzten Konsequenz vom Islam, so spricht man über Terror, Gewalt, Angst und Schrecken. Ein Gedankenkonstrukt, das die Medien in den vergangenen Jahren so stumpfsinnig transportiert haben, weil die Stumpfsinnigkeit der Menschen sich nur zu gern von Thesen apokalyptischen Ausmaßes berieseln lässt. Und die Medien folgen dem Verlangen ihrer Kunden. Deshalb muss ein Muslim heute nicht mehr erklären, warum er Muslim ist und was Allah für ihn bedeutet. Erstmal stellt sich eine Frage, die in unserer Zeit untrennbar mit seinem Glauben verbunden ist. Es zählt nicht mehr, was der Islam war und ist, es zählt: Terrorist oder nicht?

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