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14.04.10 11:15 Deutsche Sprache
Es wird ja immer wieder behauptet, dass die Deutsche Sprache im Sterben liegt und langsam durch Englisch, Türkisch, Russisch und irgendwelchen Mischungen daraus abgelöst wird.
Beobachtet man die Sprachgewohnheiten der Jugend, in der international tätigen Geschäftswelt, bei den Sozialämtern und in einigen Medien oder Werbebotschaften, dann kann man leicht den Eindruck gewinnen.
Doch trügt der Eindruck nicht?
Fast alle Gesetze in Deutschland sind im hochreinen Beamten- und Behördendeutsch abgefasst. Auch wenn es nicht jeder versteht -- wer kann schon richtig Deutsch -- so ist es doch ein Quell bedeutender Wortschöpfungen, die die Vielfalt der deutschen Sprache ständig bereichern und erweitern. Man muss ja nicht alles verstehen, denn leitende Beamte (mit entsprechender Sprachausbildung) und Juristen wollen ja auch ihr Geld verdienen. Sie alleine wissen, wie man die Sprache verstehen muss. Nicht alles was dem Normalbürger fremd und unverständlich erscheint ist auch Fremdsprache.
Das ist auch, wie sollte es in Deutschland anders sein, gesetzlich geregelt. Artikel 23 des BVwVfG regelt die Amtssprache.
Abschitt 1 lautet "Die Amtssprache ist deutsch." Abschnitt 2 regelt, dass Dokumenten, die in anderen Sprachen vorgelegt werden, eine Übersetzung beigelegt werden muss oder von der Behörde kostenpflichtig angefertigt werden kann. Weitere Artikel bestimmen, dass das Dokument erst dann als eingegangen gilt, wenn die Übersetzung vorliegt. Falls dann eine Behörde mit der Übersetzung trödelt, hast du Pech gehabt, wenn die Frist verstreicht.
Versuche mal bei einer deutschen Behörde einen Antrag zu stellen, der in einer nichtdeutschen Fremdsprache oder einer pseudodeutschen Mischsprache abgefasst ist. Garantiert wird eine Übersetzung angefordert, der Antrag bleibt so lange liegen und im schlimmsten Fall werden Fristen überschritten, die eine Genehmigung dann ausschließen. Wer Glück hat, findet einen Übersetzer wer Geld hat, kauft sich einen, dann steigen die Chancen schon.
Auch in Regionen, die überwiegend von Zuwanderern bewohnt werden, die kaum, wenig oder nur schlecht Deutsch können, kann und darf man von einem öffentlich Bediensteten nicht verlangen, dass er seine Schützlinge auch verstehen muss. Von einem Bezirksangestellten oder einer Lehrerin in Berlin-Marzahn darf keiner erwarten, dass er auch nur ein Wort Russisch kann, außer vielleicht gerade noch "говно". In den Einstellungsanforderungen ist es nicht einmal als Empfehlung vorgesehen.
Nun ist es aber nicht so, dass es irgendwo im Grundgesetz einen Artikel gibt, der Deutsch als verbindliche Sprache für dieses Land vorschreibt. Engländer und Franzosen sind da radikaler, obwohl sie durch ihre ehemaligen Kolonien eine bunte Völkervielzahl beherbergen.
Gut, ein paar Fremdspracher gibt es hier auch, die sogar amtlich anerkannt sind:
In Brandenburg und Sachsen gibt es im Südosten Sorben, die eher ein Mischmasch aus Polnisch und Tschechisch sprechen. Die sind aber sonst brave, einheimische Deutsche seit Urzeiten. So kann man bei etlichen Sächsischen und Brandenburgischen Behörden einen amtlichen Antrag auch in Sorbisch einreichen. Selbst wenn es kein Mensch im den Amtsstuben versteht, die Frist ist auch ohne Übersetzung gewahrt! Entweder bemüht sich das Amt darum oder es stellt eine ausreichende Nachfrist zur Beibringung einer Übersetzung. In Bautzen (Budyšin) oder Cottbus (Chóśebuz) ist die Frist dabei deutlich länger, als vielleicht in Beelitz oder Neuruppin, aber da leben auch kaum Sorben.
Auch die Friesen haben es "multilingual" und es gibt sogar eine Verwaltungsvorschrift, in der verankert ist, dass die Sprache so gut ist wie Deutsch. Also, auf Helgoland (man spricht Halunder und nennt die Insel Deät Lun oder auch Hålilönj) oder in Nordfriesland (Noordfreesland) darf man offiziell auch Friesisch (Friisk, saterfriesisch Fräisk) sprechen und schreiben, selbst wenn es vielleicht im Rathaus durch zugewanderte Beamte nicht jeder versteht.
Die Bürgerinnen und Bürger können sich in friesischer Sprache an Behörden im Kreis Nordfriesland und auf der Insel Helgoland wenden und Eingaben, Belege, Urkunden und sonstige Schriftstücke in friesischer Sprache vorlegen, § 82 a Abs. 2 bis 4 des Landesverwaltungsgesetzes gilt entsprechend, sofern die Behörde nicht über friesische Sprachkompetenz verfügt. … (FriesischG, Art. 1, Abs. 2)
und damit die Friesen es auch verstehen, gibt es das Gesetz sogar in Friesisch:
Da bürgerine än bürgere koone ouerfor e ferwåltinge önj e kris Nordfraschlönj än awt ailönj Hålilönj di friiske spräke brüke än insäkne, dokumänte, urkunde än ouder schraftlik materiool önj e friiske spräke forleede. Wan deer niimen önj e ferwålting as, wat friisk koon, jült § 82 a oufsnit 2 bit 4 foont loonsferwåltingsgesäts südänji uk fort friisk. … ... daher der Text in friesisch-blau
Also, so einsprachig und einsilbig ist Deutschland nun wirklich nicht.
Was ich nun nicht verstehe -- ein paar Jahre mit und bei germany.ru ließen mich die Erfahrung machen -- dass es immer wieder Sprach-Probleme und entsprechende Beschwerden von Russland-Deutschen gibt. Von "echten" Russen, wie z.B. Kontingentjuden oder "Heirats- und Karriererussen" hört man das deutlich seltener. Die sprechen oft schon nach kurzer Zeit recht gut Deutsch, einige sogar ausgezeichnet und manche sicher besser als ich. Die erscheinen mir deutscher als die, die hierher kamen, weil sie Deutsche sind und hier nun merken, dass sie eigentlich doch Russen sind.
Einige kenne ich persönlich und ich war anfangs verwundert, dass sich die 'Deutschen' privat meistens in Russisch unterhalten.
Andererseits kenne ich "echte" Russ(inn)en, die stolz verkünden, dass sie Russen sind, das aber in einwandfrei verständlichem Deutsch. Und ich kenne sogar bekennende Russen, die sich hier untereinander in Deutsch unterhalten. Damit sind sie sprachlich weiter als alteingesessene Friesen oder Sorben oder sonstige "Deutsche" Mein Kompliment!
Beobachtet man die Sprachgewohnheiten der Jugend, in der international tätigen Geschäftswelt, bei den Sozialämtern und in einigen Medien oder Werbebotschaften, dann kann man leicht den Eindruck gewinnen.
Doch trügt der Eindruck nicht?
Fast alle Gesetze in Deutschland sind im hochreinen Beamten- und Behördendeutsch abgefasst. Auch wenn es nicht jeder versteht -- wer kann schon richtig Deutsch -- so ist es doch ein Quell bedeutender Wortschöpfungen, die die Vielfalt der deutschen Sprache ständig bereichern und erweitern. Man muss ja nicht alles verstehen, denn leitende Beamte (mit entsprechender Sprachausbildung) und Juristen wollen ja auch ihr Geld verdienen. Sie alleine wissen, wie man die Sprache verstehen muss. Nicht alles was dem Normalbürger fremd und unverständlich erscheint ist auch Fremdsprache.
Das ist auch, wie sollte es in Deutschland anders sein, gesetzlich geregelt. Artikel 23 des BVwVfG regelt die Amtssprache.
Abschitt 1 lautet "Die Amtssprache ist deutsch." Abschnitt 2 regelt, dass Dokumenten, die in anderen Sprachen vorgelegt werden, eine Übersetzung beigelegt werden muss oder von der Behörde kostenpflichtig angefertigt werden kann. Weitere Artikel bestimmen, dass das Dokument erst dann als eingegangen gilt, wenn die Übersetzung vorliegt. Falls dann eine Behörde mit der Übersetzung trödelt, hast du Pech gehabt, wenn die Frist verstreicht.
Versuche mal bei einer deutschen Behörde einen Antrag zu stellen, der in einer nichtdeutschen Fremdsprache oder einer pseudodeutschen Mischsprache abgefasst ist. Garantiert wird eine Übersetzung angefordert, der Antrag bleibt so lange liegen und im schlimmsten Fall werden Fristen überschritten, die eine Genehmigung dann ausschließen. Wer Glück hat, findet einen Übersetzer wer Geld hat, kauft sich einen, dann steigen die Chancen schon.
Auch in Regionen, die überwiegend von Zuwanderern bewohnt werden, die kaum, wenig oder nur schlecht Deutsch können, kann und darf man von einem öffentlich Bediensteten nicht verlangen, dass er seine Schützlinge auch verstehen muss. Von einem Bezirksangestellten oder einer Lehrerin in Berlin-Marzahn darf keiner erwarten, dass er auch nur ein Wort Russisch kann, außer vielleicht gerade noch "говно". In den Einstellungsanforderungen ist es nicht einmal als Empfehlung vorgesehen.
Nun ist es aber nicht so, dass es irgendwo im Grundgesetz einen Artikel gibt, der Deutsch als verbindliche Sprache für dieses Land vorschreibt. Engländer und Franzosen sind da radikaler, obwohl sie durch ihre ehemaligen Kolonien eine bunte Völkervielzahl beherbergen.
Gut, ein paar Fremdspracher gibt es hier auch, die sogar amtlich anerkannt sind:
In Brandenburg und Sachsen gibt es im Südosten Sorben, die eher ein Mischmasch aus Polnisch und Tschechisch sprechen. Die sind aber sonst brave, einheimische Deutsche seit Urzeiten. So kann man bei etlichen Sächsischen und Brandenburgischen Behörden einen amtlichen Antrag auch in Sorbisch einreichen. Selbst wenn es kein Mensch im den Amtsstuben versteht, die Frist ist auch ohne Übersetzung gewahrt! Entweder bemüht sich das Amt darum oder es stellt eine ausreichende Nachfrist zur Beibringung einer Übersetzung. In Bautzen (Budyšin) oder Cottbus (Chóśebuz) ist die Frist dabei deutlich länger, als vielleicht in Beelitz oder Neuruppin, aber da leben auch kaum Sorben.
Auch die Friesen haben es "multilingual" und es gibt sogar eine Verwaltungsvorschrift, in der verankert ist, dass die Sprache so gut ist wie Deutsch. Also, auf Helgoland (man spricht Halunder und nennt die Insel Deät Lun oder auch Hålilönj) oder in Nordfriesland (Noordfreesland) darf man offiziell auch Friesisch (Friisk, saterfriesisch Fräisk) sprechen und schreiben, selbst wenn es vielleicht im Rathaus durch zugewanderte Beamte nicht jeder versteht.
Die Bürgerinnen und Bürger können sich in friesischer Sprache an Behörden im Kreis Nordfriesland und auf der Insel Helgoland wenden und Eingaben, Belege, Urkunden und sonstige Schriftstücke in friesischer Sprache vorlegen, § 82 a Abs. 2 bis 4 des Landesverwaltungsgesetzes gilt entsprechend, sofern die Behörde nicht über friesische Sprachkompetenz verfügt. … (FriesischG, Art. 1, Abs. 2)
und damit die Friesen es auch verstehen, gibt es das Gesetz sogar in Friesisch:
Da bürgerine än bürgere koone ouerfor e ferwåltinge önj e kris Nordfraschlönj än awt ailönj Hålilönj di friiske spräke brüke än insäkne, dokumänte, urkunde än ouder schraftlik materiool önj e friiske spräke forleede. Wan deer niimen önj e ferwålting as, wat friisk koon, jült § 82 a oufsnit 2 bit 4 foont loonsferwåltingsgesäts südänji uk fort friisk. … ... daher der Text in friesisch-blau
Also, so einsprachig und einsilbig ist Deutschland nun wirklich nicht.
Was ich nun nicht verstehe -- ein paar Jahre mit und bei germany.ru ließen mich die Erfahrung machen -- dass es immer wieder Sprach-Probleme und entsprechende Beschwerden von Russland-Deutschen gibt. Von "echten" Russen, wie z.B. Kontingentjuden oder "Heirats- und Karriererussen" hört man das deutlich seltener. Die sprechen oft schon nach kurzer Zeit recht gut Deutsch, einige sogar ausgezeichnet und manche sicher besser als ich. Die erscheinen mir deutscher als die, die hierher kamen, weil sie Deutsche sind und hier nun merken, dass sie eigentlich doch Russen sind.
Einige kenne ich persönlich und ich war anfangs verwundert, dass sich die 'Deutschen' privat meistens in Russisch unterhalten.
Andererseits kenne ich "echte" Russ(inn)en, die stolz verkünden, dass sie Russen sind, das aber in einwandfrei verständlichem Deutsch. Und ich kenne sogar bekennende Russen, die sich hier untereinander in Deutsch unterhalten. Damit sind sie sprachlich weiter als alteingesessene Friesen oder Sorben oder sonstige "Deutsche" Mein Kompliment!