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патриот
gadacz
26.04.10 12:06  Die Wende
1968, am Höhepunkt des Kalten Kriegs, kamen die Beatles mit einer obszönen Ode der sowjetischen Frau heraus ('Back in the USSR, you don’t know how lucky you are, boy…'). Es ist jedoch zweifelhaft, dass sich viele Menschen die schmeichelhafte Lyrik sehr zu Herzen nahmen. Immerhin auf der Westseite des Eisernen Vorhangs wie man glaubte, war die Ikone der sowjetischen Frau - mit einer Sichel in einer starker Hand und einer roten Fahne im anderen - mehr fleißig als schön, mehr Brausen als Erröten. Tatsächlich reihte sich der praktische Wert einer russischen Frau irgendwo zwischen einem guten Traktor und einer überplan Weizenernte ein; äußerst nützlich in den richtigen Situationen (Schneesturm, Hungersnot, Revolution), aber sicher nicht die bevorzugte Kandidatin, um die Titelseite eines Hochglanz-Modejournals zu zieren. Im "Playboy" konnte sie allenfalls als Karrikatur erscheinen.
Gut, es gab nicht nur die Kampfweiber, auch der legeganteren Version begegnete ich. Bevor man sie sah, roch man sie: Maiglöckchen- oder Fliederparfüm mit aufdringlicher Penetranz. Dann kam ein buntes Gebilde um die Ecke, wasserstoff-blondiert und mit knallroten Lippen in XXL-Bemalung zwischen Nase, Kinn und beiden Ohrläppchen. Je nach Wetterlage trug sie schrill-bunte Kleider oder üppige Pelze. Ehrlich, hätte ich dort leben müssen, ich wäre sicherlich schwul geworden. Nein, die Männer fielen ja nur auf in Uniformen mit Orden geschmückt wie ein Weihnachtsbaum und einer Mütze vom Umfang eines Sonnenschirms. Der Rest versickerte in der grauen Masse der wodkagefüllten Helden der Arbeit. Auch kein attraktives Alternativangebot.
So oder so, man war froh, wenn man wieder ausreiste.
Gott erschuf zuerst den Mann und aus den Resten die Frau. Nirgends war das auffälliger, als in der UdSSR. Nach vorherrschender West-Meinung wurde aus einem männlichen Athlet, wenn er versagte, eine weiblicher Athletin mit guten Chancen bei der Olympiade. Der sowjetischen Medizin traute man da viel zu. Man liebte unsere Frauen, denn sie machen sexuelle Sachen, an die ein russisches Mädchen nie im Traum denken würde - wie beispielsweise Duschen. Sex war auch einem 5-Jahres-Plan untergeordnet. Staatstreue Planerfüllung war nicht überall populär, wenn keine üppigen Prämien lockten.
Bevor wir noch weiter Mängel feststellen: Die erste Hälfte dieses Artikels ist von Mitgliedern des männlichen Geschlechtes erforscht worden, ein gemäßigt behaarter Stamm entwickelter Affen, die über das Leben größtenteils mit Hilfe eines plumpen Werkzeugs nachdenken, das vom Gehirn auffallend weit entfernt ist. Mit anderen Worten, es ist der Versuch der "Herrlichkeit", die erhabenen Eigenschaften des schönen Geschlechts den Trieben unterzuordnen, meistens eine Übung der totalen Sinnlosigkeit.
Doch dann kam die Wende. Der Eiserne Vorhang fiel und bald danach übertrumpften die bunten Matrjoschkas und heldenhaften Nahkampfweiber ihre westlich-dekadenten Geschlechtsgenossinnen.
Ja, es ist wahr, Gott schuf wirklich Männer vor Frauen, aber es war nur eine Faustskizze, ein erster Versuch vor seinem Meisterwerk - die russische Frau!
Das Adjektiv 'russisch' sollte man nicht zu wörtlich nehmen, denn bis dahin war aus unserer Sicht alles russisch, was unter roter Fahne marschierte. Dabei differenzierte man hier nicht so genau. Das es auch Balten, Ukrainer, Turkvölker oder sogar "weiße Russen" gab, interessierte allenfalls Wissenschaftler der Völkerkunde. Ich schließe also alle Bewohnerinnen der ex-UdSSR ausdrücklich ein!
Nach zaghaften und mäßig erfolgreichen Verständigungs- und Annäherungsversuchen entdecken Menschenhändler das Potential. Ein lebhafter Handel mit bezaubernden Damen begann in Richtung Westen. Der Preis war günstig, nur die Kommunikations-, Anreise- und Visakosten waren etwas hoch. Finanziell Privilegierte legten sich aber bald so ein exotisches Modell zu. Falls es nichts taugte, waren die bis dahin von Asiatinnen dominierten Bordelle dankbare Abnehmer und Verwerter. Sprachgrenzen stören in dem Gewerbe nicht wirklich, das konnte man mit schnell Extraleistungen ausgleichen. Robuste Trainer schulten schnell, verlangten aber hinterher so hohe Honorare, dass man eine Heimreise nicht finanzieren kann.
Doch dann kam das Internet, dass sich auch schnell bis hinter den Ural verbreitete. Freilich, die technikbegeisterten Damen sabotierten die Arbeit und nutzten den Anschluss des Betriebes. Statt internationaler Geschäfte boomte nun der Flirt-Markt. Wer erfolgreich war, konnte schon ein Arrangement treffen, bevor die Kündigung eintraf. Wer Pech hatte und kein Geld für den eigenen PC, der machte ein Internet-Café zum ständigen Domizil, irgendwann muss es ja klappen! Dumme teilten sich das Angebot mit etlichen erfundenen Scammerinnen einer Schwindelagentur, so hatten die wenigstens ein paar echte Bewerberinnen. Der Rest hatte Pech und nahm sich einen Burschen aus der Nachbarschaft.
Aber, wie schon gesagt, das Internet ist allgegenwärtig und macht neugierig. Der erste Eindruck ist zwiespältig. Verdammt schöne Damen, wunderschön! Aber sind die echt? Kopierte Fotos aus einem Katalog oder? Manche Abbildungen scheinen zu stimmen, so etwas kopiert man nicht. Aber gerade die Anderen sind reizvoller. Hier hat man sich ja an sehr "eman(n)zipiertes" Outfit gewöhnt. Da kommt bei diesen Modellen schon der Verdacht auf, dass es Kolleginnen der "Damen" sind, die da und dort am Straßenrand ihre schnellen und teuren Dienste anbieten. Aber bald stellt man fest, die sind tatsächlich so sexy, tragen Kleider, Röcke, Blusen, die noch deutlich machen, dass es sehr attraktive Unterschiede zu Männern gibt. Das gibt jede Menge Pluspunkte. Also, die Matrjoschkas und Nahkampfweiber scheinen ausgestorben zu sein oder sie haben alle kein Internet.
Nach ein paar Fehlversuchen, Reinfällen, Erfahrungen und der Einsicht, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, konzentriert sich die Auswahl auf ein paar Favoritinnen, deren Kreis immer kleiner wird. Mal ebbt es ab, mal bleiben Antworten aus oder verlieren sich in Belanglosigkeiten bis zum Schweigen. Oh ja, auch meine Nebenbuhler haben Chancen.
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